Berufliche Gründe: Benjamin Brinsa tritt im Wurzener Stadtrat zurück
Für die einen ist er der nette junge Mann von nebenan, für andere ein gefährlicher Rechtsextremist: Benjamin Brinsa. Als er 2019 in den Wurzener Stadtrat einzog, machte die Antifa dagegen mobil. Der einstige Fraktionschef von „Neues Forum für Wurzen“ nimmt seinen Hut – wie er mitteilte, aus beruflichen Gründen.
Benjamin Brinsa legt sein Stadtratsmandat nieder. Der zwischenzeitliche Vorsitzende der Fraktion „Neues Forum für Wurzen“ (NFW) begründete sein Ausscheiden mit fehlender Zeit: Seine im Umfang gestiegenen Geschäftsaktivitäten, die besonders in den Nachmittags- und Abendstunden lägen, machten es ihm unmöglich, den Verpflichtungen als Stadtrat nachzukommen.
Als die Stadträte jetzt seinen Rückzug ohne Diskussion durchwinkten und Nachrücker Torsten Bergmann bestätigten, war Brinsa selbst nicht anwesend. Oberbürgermeister Marcel Buchta (parteilos) verlaß dessen schriftlich eingegangene Erklärung nicht während der Sitzung. Der LVZ liegt sie vor. Sein Unternehmen, nach Informationen der LVZ eine Kampfsportschule in Nordsachsen, so Brinsa in dem Schreiben, sei weiter gewachsen, sodass er dort persönlich präsent sein müsse. Wo genau es angesiedelt ist, teilte er nicht mit. Brinsa wird immer wieder mit einem Kampfsport-Gym in Taucha in Verbindung gebracht, wo auch Hooligans des 1. FC Lok Leipzig trainieren sollen.
„Den Rechten den Einzug vermiesen“
Alles andere als geräuschlos verlief im August 2019 der Tag der konstituierenden Ratssitzung. „Den Rechten den Einzug in den Stadtrat vermiesen“, hieß es auf einer Protestdemo. Unter den 150 Teilnehmern thematisierte auch Linken-Landtagsabgeordnete Juliane Nagel den Einzug von – wie sie es sagt – „Hardcore-Neonazi“ Brinsa ins Kommunalparlament.
Alt-Oberbürgermeister Jörg Röglin (SPD) erntete damals reichlich Kritik dafür, dass er Brinsa vorm Stadthaus die Hand zur Begrüßung reichte: „Diese Geste wurde vollkommen überbewertet“, sagt er heute.
Staatsanwaltschaft Leipzig ermittelt
Im Parlament tat sich Brinsa mit Wortmeldungen nicht gerade hervor. Schlagzeilen machte er als Stadtrat lediglich im Polizeibericht: So steht er im Verdacht, bei einer nächtlichen Graffiti-Aktion an der Autobahn 14 bei Albrechtshain beteiligt gewesen zu sein. Wie berichtet, hatten junge Männer Anfang des Jahres den Schriftzug „Lok“ großflächig auf Lärmschutzwände gesprüht.
Im Wald südlich von Naunhof ging den Beamten in jener Nacht das Auto einer Malerfirma ins Netz. Darin stellten sie mehrere Spraydosen sicher. Im Wagen befand sich auch Brinsa. Der bestritt gegenüber der LVZ jegliche Beteiligung an der Aktion. Von den vier jungen Männern im Alter zwischen 16 und 34 Jahren, die zuvor geschnappt wurden, habe er nichts gewusst.
Andreas Ricken von der Staatsanwaltschaft Leipzig sagt zum Stand der Ermittlumngen: „Wir haben das Verfahren von der Polizei übernommen. Herr Brinsa wird bei uns als Beschuldigter geführt. Der Tatvorwurf der Sachbeschädigung steht im Raum. Die Ermittlungen sind nicht abgeschlossen. Somit liegt noch keine Entscheidung vor, ob Anklage erhoben oder das Verfahren eingestellt wird.“